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Augsburger Allgemeine berichtet über Peter Ellinger beim Open in Bad Wörishofen

Die Augsburger Allgemeine (Ausgabe Mindelheim) schreibt über das Turnier in ihrer Ausgabe vom 09.03.2012:

Wissen, was der Gegner plant
Die Gegenspieler zu analysieren bestimmt die Vorbereitung auf das Schachfestival in Bad Wörishofen. Von Julia Buchmaier

Gute Vorbereitung ist alles: Lutz Espig (links) und Peter Ellinger spielen seit Jahrzehnten Schach - und wissen, wie man dem Gegner am Brett einen Schritt voraus sein kann.Foto: Julia Buchmaier

Im Kurhaus ist es still, die Vorhänge sind zugezogen, nur manchmal durchbricht ein Räuspern oder Stuhlrücken die Stille. An den Tischen wimmelt es schwarz-weiß: Kein Wunder, zurzeit findet in Bad Wörishofen das 28. Internationale Schachfestival statt. Über 300 Teilnehmer sitzen sich noch bis Sonntag an den Brettern gegenüber und tragen in neun Runden ihre Partien aus. Zwei von ihnen sind Peter Ellinger aus Hannover und Lutz Espig aus Thüringen.

Die beiden haben am Nachmittag gegeneinander gespielt, jetzt sitzen sie noch einmal zusammen und analysieren ihre Züge. Ellinger gewann das Duell und kann es noch gar nicht fassen. "Ich spiele gerade relativ locker und frei auf und bin weit über meinem eigentlichen Niveau", sagt er. Bei seinen früheren Teilnahmen 2009 und 2010 habe er als Kaderspieler viel mehr Druck gehabt. "Diesmal mache ich Urlaub", sagt er lachend.

Auf diesen Urlaub haben sich die beiden Schachspieler aber im Vorfeld reiflich vorbereitet. Ihr Training konzentriert sich aber weniger auf das Schach an sich, sondern konkret auf die einzelnen Gegenspieler. "Ich schaue vor einer Partie nach, was mein Gegner für eine Eröffnung spielt", erzählt Lutz Espig. Dafür gebe es Datenbanken, zu denen die Spieler entweder freien Zugang haben, oder die sie kaufen können. Auch Kombinationen und Endspiele könne man gut trainieren. Viele Teilnehmer hätten auch einen Computer dabei, um zu üben. "Um alles zu analysieren, bin ich aber meistens zu faul", sagt Espig und lacht.

"Ich lese viele Bücher über Schachpartien und spiele auch Fernschach per E-Mail, das kann man auch als Vorbereitung betrachten", meint Ellinger. Sie beide seien aber - ohne Laptop im Gepäck - die absolute Ausnahme. Für Peter Ellinger hat die genaue Vorbereitung auf eine Partie besonderen Wert: Der 54-Jährige gehört zu den acht blinden und sehbehinderten Teilnehmern am Schachfestival. "Man plant die eigene Partie voraus und rechnet damit, dass der Gegner nicht von seinem Schema abweicht, wenn doch, kann man nur hoffen, dass man selbst einen Tick besser ist", sagt Ellinger.

Eine Partie spielt er mit einem eigenen Steckbrett zusätzlich zum Schachbrett. Beide Spieler müssen dann ihre Züge laut ansagen und sein Gegner führt Ellingers Züge aus. "Das Turnier hier in Bad Wörishofen ist für Blinde gut organisiert, wir sitzen hier zum Beispiel immer an den gleichen Brettern", sagt er.

Lutz Espig nimmt bereits zum 15. Mal am Internationalen Schachturnier in Bad Wörishofen teil. Mit neun Jahren hat der heute 63-Jährige das Spiel gelernt und wurde mit 13 Jahren Mitglied im Schachverein. "Mein Vater hat es mir beigebracht, auch mein Bruder hat gespielt", erzählt Espig. In nun 50 Jahren als Schachspieler wurde er zwei Mal Meister in der DDR und erhielt 1983 den Großmeistertitel. Trotz seiner langjährigen Erfahrung kann er immer noch dazulernen, wird aber inzwischen auch überholt. "Ich bin einfach nicht mehr besser, aber ich spiele ja auch zum Vergnügen", sagt er. Auch Peter Ellinger hat noch nicht ausgelernt. "Man ändert beispielsweise doch mal sein Eröffnungsschema, weil man feststellen muss, dass die Gegner es kennen und sich darauf vorbereitet haben", sagt er. Ellinger spielt bereits seit 41 Jahren Schach. Er kam eher über Umwege zu diesem Sport: Als er noch besser sehen konnte, spielte er Tischtennis, hatte dabei aber überhaupt keine Erfolgserlebnisse. Schach im privaten Rahmen machte ihm mehr Spaß. Heute sammelt er alles, was mit Schach zu tun hat und ist auch Spielleiter. "Ich interessiere mich eben für Schach in jeder Beziehung", sagt er lachend.

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